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Jüdische Gebote – wann darf man sie übertreten?

Lexikon, zuletzt bearbeitet am: 19.09.2023 | Jetzt kommentieren| Jetzt bewerten

Die jüdischen Gebote, auch bekannt als Mitzwot, sind eine Sammlung von 613 Geboten, die im Alten Testament der Bibel, insbesondere in den fünf Büchern Mose, festgelegt sind. Sie regeln das tägliche Leben eines jeden gläubigen Juden und umfassen eine Vielzahl von Themen, von rituellen Praktiken über soziale Gerechtigkeit bis hin zu ethischen Verhaltensweisen.

Allgemeine Grundsätze

Die 613 Gebote der Tora sind für gläubige Juden von größter Bedeutung und bilden die Grundlage für das jüdische Recht, die Halacha. Die Weisen des jüdischen Volkes haben jedoch schon früh erkannt, dass es Umstände geben kann, unter denen es nicht möglich oder nicht angebracht ist, ein bestimmtes Gebot zu befolgen. Daher haben sie zwei wichtige Meta-Normen formuliert, die richtungweisend für das jüdische Recht und die jüdische Theologie sind:

  1. Das Leben ist das höchste Gut. Dieses Prinzip wird aus dem Vers 5. Mose 4, 1 abgeleitet, in dem es heißt: "Die Gesetze und Rechtsvorschriften, die zu üben ich euch lehre, damit ihr lebt". Das bedeutet, dass die Gebote dazu da sind, das Leben zu fördern und zu schützen. Wenn die Befolgung eines Gebots das Leben eines Menschen gefährden würde, darf es vernachlässigt werden.
  2. Die persönliche Erhaltung der Gesundheit und Unversehrtheit ist von größter Bedeutung. Dieses Prinzip ist in dem Satz "So hütet wohl eure Seelen" (5. Mose 4, 15) verankert. Jeder Mensch ist verpflichtet, seine Gesundheit zu erhalten, um als Geschöpf Gottes seinem Schöpfer dienen zu können.

Aus diesen Grundsätzen ergibt sich, dass die Befolgung der Gebote im Einzelfall vernachlässigt werden darf, wenn dies notwendig ist, um das Leben oder die Gesundheit eines Menschen zu schützen. Es gibt jedoch drei Ausnahmen von dieser Regel, die im Talmud festgelegt sind: die Kardinalsünden Götzendienst, Mord und Inzucht. In diesen drei Fällen darf die Sünde nicht begangen werden, selbst wenn der Tod droht.

Beispiel: Matze am Sederabend

Ein gutes Beispiel für die Anwendung dieser Grundsätze ist das Gebot, am Sederabend, dem Vorabend des Pessach-Festes, Matze zu essen. Dieses Gebot ist für gläubige Juden von großer Bedeutung, da es an die Befreiung des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Wenn jedoch jemand eine Allergie gegen einen der Inhaltsstoffe der Matze hat und der Verzehr gesundheitsschädlich wäre, dann würde das Prinzip der Erhaltung der Gesundheit Vorrang vor dem Gebot des Matzeessens haben. In einem solchen Fall wäre es nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten, das Matzeessen zu unterlassen, um die eigene Gesundheit zu schützen.

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