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Gebiet des jüdischen Strafrechts (dine nefaschot) im talmudischen Schrifttum

Lexikon, zuletzt bearbeitet am: 19.09.2023 | Jetzt kommentieren| Jetzt bewerten

Das jüdische Strafrecht (dine nefaschot) ist ein Bereich des jüdischen Rechts, der sich mit strafrechtlichen Angelegenheiten befasst, insbesondere mit Straftaten, die eine Bestrafung von Personen nach sich ziehen. Es unterscheidet sich von anderen Bereichen des jüdischen Rechts, wie dem Vermögensrecht, das sich mit Schadenersatz und Haftung für Schäden befasst.

Geschichtlicher Hintergrund

Im talmudischen Schrifttum ist das Strafrecht nicht so ausgeprägt wie andere Rechtsgebiete, da die Kriminaljustiz nach den Angaben des Talmud bereits vor dem Ende des zweiten jüdischen Staates verloren gegangen war. Von den über 60 Traktaten des babylonischen Talmud beschäftigen sich nur zwei Bücher vorzugsweise mit strafrechtlichen Angelegenheiten: Sanhedrin behandelt die Struktur der Gerichtshöfe und die Anwendung der Todesstrafen, während Makkot sich mit falschem Zeugnis, der Anwendung der Geißelstrafe (Malkut) und der Verbannung in die Zufluchtsstätten befasst.

Ausnahme von unerlaubten Handlungen

Unerlaubte Handlungen, die als Schädigungen (Nesikin) klassifiziert sind, gehören nicht zum jüdischen Strafrecht, da sie keine eigentlichen Strafen gegen Personen nach sich ziehen, sondern nur eine Haftung für Schadenersatz. Diese fallen daher im jüdischen Recht in das Vermögensrecht.

Klassifizierung von Straftaten

Aus dem Gesichtspunkt der Zuweisung der einzelnen Verbrechen an die verschiedenen Gerichte zur Beurteilung ergibt sich im jüdischen Strafrecht die folgende Dreiteilung der Tatbestände:

  1. Unbedeutende Vergehen: Diese ziehen eine Geldstrafe oder Geißelstrafe (Malkut) nach sich und werden von einem Dreierkollegium (Bet din) behandelt.
  2. Todeswürdige Verbrechen: Diese können mit der Todesstrafe geahndet werden und werden von einem Richterkollegium aus 23 Mitgliedern (kleines Synhedrium) abgeurteilt.
  3. Spezielle Verfahren: Das Verfahren gegen einen ganzen Stamm wegen der Anschuldigung der Anstiftung zum Götzendienst, gegen den Hohepriester, gegen einen falschen Propheten und gegen den "widerspenstigen Alten" (saken mamre) erfolgt vor dem großen Synhedrium, das aus 71 Mitgliedern besteht.

Weiterhin können die Normen des jüdischen Strafrechts in solche eingeteilt werden, die sich auf Pflichten gegenüber Gott und auf Pflichten gegenüber den Menschen beziehen. Diese Zweiteilung liegt bereits den Normen des Dekalogs zugrunde.

Beispiel: Anwendung der Geißelstrafe

Ein Beispiel für die Anwendung der Geißelstrafe (Malkut) ist im Traktat Makkot des Talmud zu finden. Dort wird detailliert beschrieben, wie das Gericht die Geißelstrafe anzuwenden hat, einschließlich der Anzahl der Hiebe und der Art und Weise, wie sie verabreicht werden sollen. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie das jüdische Strafrecht detaillierte Vorschriften für die Bestrafung von Straftaten enthält und wie diese Strafen von den zuständigen Gerichten verhängt und vollstreckt werden sollen.

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